Gaspreisentwicklung 2022 & 2021
Deutliche Trendwende: Gaspreise steigen 2022
Gaspreise steigen 2022: Haushaltskunden müssen mit extremen Preiserhöhungen beim Gas in diesem Jahr rechnen. Einige Grundversorger erhöhen die Gaspreise bereits das zweite Mal innerhalb weniger Monate.
Nach mehreren Jahren fallender Gaspreise hatte der Brennstoff aus der Leitung bereits im Oktober 2021 das Preisniveau von vor 6 Jahren erreicht und wird noch deutlich teurer. Der Großhandelspreis für Gas ist im Dezember auf den bisherigen Rekordwert von über 212 Euro gestiegen. Das ist eine Steigerung von mehr als 500% zum Dezember 2020.
Energieexperten sind sich einig, dass die steigende internationale Nachfrage, die niedrigen Stände der Gasspeicher in Deutschland und geringeren Liefermengen aus Russland für die anhaltenden Gaspreissteigerungen an den Terminbörsen verantwortlich sind. Aber auch am Spotmarkt, wo kurzfristig Gas gekauft wird, ist das Preisniveau stark gestiegen. Diese Parameter in Kombination mit steigenden Preisen für CO2-Emissions-Zertifikate werden den Gaspreis 2022 auch für private Gaskunden in die Höhe treiben. Der Krieg in der Ukraine heizt die Situation am Gasmarkt zusätzlich an.
Wie voll sind die deutschen Gasspeicher?
Die deutschen Gasspeicherstände lagen Ende Februar 2022 bei 30% und damit etwas unter dem Füllstand des Vorjahres. Während bisher angenommen wurde, dass sich der Markt nach den Wintermonaten etwas entspannen würde, ziehen die Preise für den Frühling ebenfalls an. Die schnelle Entleerung der Gasspeicher in Verbindung mit abnehmenden Gasflüssen aus Russland bekräftigen die Annahme, dass mit einem Füllstand nahe der Null-Marke im Frühling zu rechnen ist, was zu einem höheren Risiko für die Gasversorgung und steigenden Gaspreisen im gesamten Jahr 2022 führt.
Wegen des Angriffs auf die Ukraine will sich die EU schneller vom russischen Gas unabhängig machen. Das geht aus dem Entwurf für eine neue europäische Energiestrategie hervor, der dem SPIEGEL vorliegt. Darin heißt es, dass die europäischen Gasspeicher bis zum 30. September des Jahres zu mindestens 80% gefüllt werden sein sollen.
Die Gaspreise an der Börse: Ausblick 2022
Der Preisanstieg an der Energiebörse setzt sich bis in den Dezember 2021 ohne Entspannung fort. Ende des Jahres begann die Lage zu eskalieren mit enormen Preissprüngen und einem neuen Rekord von 212 Euro pro Megawattstunde. Kurz vor Weihnachten gingen die Preise wieder unter die 100 Euro Marke [Quelle EEX]. Nach Ansicht von Experten liegt der Preisrückgang an den größeren Liefermengen Flüssiggas aus Amerika. Tanker mit für den asiatischen Markt bestimmten Lieferungen haben Kurs auf Europa genommen, was die Nachfrage nach russischem Gas schwächte. Das widerum veranlasste die Gazprom, Lieferungen nach Europa über die Jamal-Pipeline (durch Polen) einzustellen. Seit dem 21. Dezember liefert Russland über die Jamal-Pipeline kein Erdgas mehr nach Deutschland.
Nach Prognosen der Internationalen Energieagentur könnten die extrem hohen Gaspreise das ganze Jahr über anhalten und zu einem Preis für die Megawattstunde am Spotmarkt von durchschnittlich 80 Euro führen. Im Januar notierte der Gaspreis am Spotmarkt bei mehr als 90 Euro pro MWh.
Langfristig sahen Experten die Entwicklungen zur Inbetriebnahme der Nord Stream 2 als Trendgeber für den Gaspreis am Spotmarkt. Der Stopp von Nord Stream 2 und die Befürchtungen, dass die Lieferungen über die Ukraine gänzlich einstellt werden, machen die Situation am Gasmarkt für 2022 unberechenbar.
Was hat Nord Stream 2 mit dem Gaspreis zu tun?
Die Inbetriebnahme von Nord Stream 2 [Gas aus Russland] zum Ende letzten Jahres wurde groß angekündigt, was die Liefermenge nach Deutschland erhöht und ein Sinken der Preise begünstigt hätte. Doch mit Gaslieferungen durch die neue Pipeline ist vorerts nicht zu rechnen.
Deutschland stoppt Genehmigung von Nord Stream 2
Als Reaktion auf das russische Vorgehen in der Ukraine hat Deutschland die Inbetriebnahme der Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 vorerst gestoppt. Das Bundeswirtschaftsministerium nimmt eine Neubewertung der Versorgungssicherheit vor, was die Grundlage für die Betrieberlaubnis der Gaspipeline bildet. Der Stopp des Projekts ist eine von vielen Sanktion gegen Russland. Welche Folgen das auf die Gasversorgung in Deutschland hat, ist schwer zusagen.
Gaspreise steigen kurzfristig an
Kurzfristig gehen Energie-Experten von einem moderaten Anstieg der Gaspreise aus, denn die Krisensituation treibt den Preis. Andreas Löschel, Professor für Umwelt- und Ressourcenökonomik an der Ruhr-Universität Bochum erklärt „Man kann sich schon vorstellen, dass die Preise nochmal anziehen – allerdings vielleicht auch nicht so arg.“ Auch Claudia Kemfert, Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr und Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) ist sich sicher, dass mit weiteren Preissteigerungen zu rechnen ist: Aber nicht, weil Nord Stream 2 gestoppt wird, sondern weil es sich generell um eine sehr ernste geopolitische Krise handelt“,
Gasversorgung vorerst gesichert
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) betonte nach der Ankündigung des Stops von Nord Stream 2: Auch wenn das auf Projekt auf Eis liege, sei die Versorgung Deutschlands mit Gas weiterhin gewährleistet. Die Gasbranche sieht ebenfalls noch keine Anzeichen für Lieferengpässe aus Russland. „Von Seiten unserer Mitglieder hören wir aktuell keine Meldungen, dass Russland seine Verpflichtungen gegenüber den Vertragspartnern nicht erfüllt“, sagte Timm Kehler, Geschäftsführer des Verbandes „Zukunft Gas“.
Kurzfristig ist die Gasversorgung also gesichert. Russland lieferte in den letzten Monaten schon weniger Gas als üblich, weshalb Deutschland den Bedarf aus anderen Quellen, überwiegend durch Importe von Flüssiggas (LNG), aufgestockt hat.
Deutschland bezieht rund 55% seines Erdgases aus Russland.
Politik reagiert auf die steigenden Gaspreise
Wegen der hohen Gaspreise sollen betroffene Haushalte einen Zuschuss zu den Heizkosten bekommen. Die Bundesregierung hatte den Zuschuss beschlossen, nachdem die Gaspreise im Herbst so rasant gestiegen sind. Ein 1-Personen-Haushalt soll 135 Euro bekommen, ein 2-Personen-Haushalt 175 Euro und für jede zusätzliche Person im Haushalt sind weitere 35 Euro Entlastung bei den Gaskosten geplant. [Quelle: Gesetzentwurf des neuen Wohnungsministeriums]
Die Netzentgelte 2022Netznutzungsentgelte 2022 in Deutschland
nach Bundesland
Bundesland Preis 2022 Anstieg Baden-Württemberg 411 € 2% Bayern 348 € 0% Berlin 331 € 4% Brandenburg 377 € 3% Bremen 421 € 9% Hamburg 355 € 3% Hessen 375 € 1% Mecklenburg-Vorpommern 482 € 4% Niedersachsen 373 € 2% Nordrhein-Westfalen 404 € 1% Rheinland-Pfalz 390 € 1% Saarland 456 € 3% Sachsen 406€ 2% Sachsen-Anhalt 442 € 0% Schleswig-Holstein 406 € 7% Thüringen 423 € 3% Deutschland 389 2,8%
Netznutzungsentgelte 2022 in Deutschland
nach Bundesland
Bundesland | Preis 2022 | Anstieg |
---|---|---|
Baden-Württemberg | 411 € | 2% |
Bayern | 348 € | 0% |
Berlin | 331 € | 4% |
Brandenburg | 377 € | 3% |
Bremen | 421 € | 9% |
Hamburg | 355 € | 3% |
Hessen | 375 € | 1% |
Mecklenburg-Vorpommern | 482 € | 4% |
Niedersachsen | 373 € | 2% |
Nordrhein-Westfalen | 404 € | 1% |
Rheinland-Pfalz | 390 € | 1% |
Saarland | 456 € | 3% |
Sachsen | 406€ | 2% |
Sachsen-Anhalt | 442 € | 0% |
Schleswig-Holstein | 406 € | 7% |
Thüringen | 423 € | 3% |
Deutschland | 389 | 2,8% |
Die Netznutzungsentgelte Gas werden 2022 leicht steigen. Für knapp 90% der Postleitzahlengebiete in Deutschland lagen am 12. Oktober bereits die vorläufigen Preise vor. Mit einem Preisanstieg von 3% muss gerechnet werden. Bei einem Gasverbrauch von 20.000 kWh steigen die Kosten um 10 Euro.
Was bringt ein Gasanbieterwechsel 2022 bei steigenden Gaspreisen?
Die Gaspreise steigen und wer im Herbst von seinem Gasanbieter eine Preiserhöhung bekommt, hat das Recht, den aktuellen Vertrag innerhalb von 14 Tagen zu kündigen und zu einem günstigeren Gaslieferant zu wechseln. Wie man das sogenannte Sonderkündigungreicht nutzt, ist hier einfach erklärt [inklusive Kündigungsvorlage]. Der Gasanbieterwechsel ist einfach und die unterbrechungsfreie Versorgung gesetzlich garantiert.
Nachrichten zum Anstieg der Gaspreise
Angst vor steigenden Gaspreisen 2022: Die Gaspreise steigen und steigen. Die EU hat wenig Spielraum gegenzusteuern. [tagesschau 2022]
Gaspreisentwicklung 2021
Das Wichtigste zu den Gaspreisen 2021
- Der Gaspreis für Haushalte in Einfamilienhäusern ist 2021 gegenüber dem Vorjahr um 4,2 % gestiegen und liegt bei 6,22 ct/kWh [Verbrauch 20.000 kWh p.a.]
- Gaspreise in Mehrfamilienhäusern sind um 5,1 % gestiegen und liegen bei 5,53 ct/kWh [Verbrauch 80.000 kWh p.a.]
- Die Kosten für Beschaffung und Vertrieb sind deutlich gesunken [-10%]
- Die Netzentgelte sind 2021 leicht angestiegen [+2 %]
- Steuern, Abgaben und Umlagen sind stark angestiegen [+32%] und machen 33% des Gaspreises 2021 aus.
- Anfang 2021 hatten 416 der rund 700 Gasversorger Preiserhöhungen von knapp 6,5% angekündigt und betreffen rund 2,1 Millionen Haushalte.
- Zum Herbst melden weitere 50 Versorger steigende Gaspreise um 11,5% für 310.000 Haushalte.
Gaspreisentwicklung für 2021 im Detail
CO2-Abgabe beim Gaspreis 2021
Gaspreis 2021
1 kWh Gas kostet 2021 im Schnitt 7,02 Cent.
Stand Juni 2021
Seit Beginn des Jahres wurden für den Ausstoß einer Tonne Kohlendioxid [CO2], die beim Verbrennen von Gas entsteht 25 Euro berechnet [CO2-Steuer]. Viele Gasanbieter haben diese CO2-Abgabe auf Gas bereits unbeschönt an die Kunden weitergegeben. Andere werden das im Herbst einpreisen.
Konkret bedeutet ein CO2-Preis von 25 Euro pro Tonne, dass sich das Heizen mit Erdgas um 0,54 Cent pro Kilowattstunde verteuert. Eine 4-köpfige Familie mit einem Gasverbrauch von 20.000 kWh zahlt dann 108 Euro mehr im Jahr für das Heizen der eigenen 4 Wände. Alle Gaspreiserhöhung 2021 als Liste
Bis 2025 soll die CO2-Abgabe schrittweise auf 55 € pro Tonne steigen. Dadurch erhöhen sich die Zusatzkosten um 262 Euro jährlich.
Gaspreise 2021: Anstieg der Netzengelte
Auch die Netznutzungsgebühren sind 2021 gestiegen – im Schnitt um 2%, was für eine Familie im Einfamilienhaus die Gasrechnung um weitere 8 Euro verteuert. Die Netzentgelte steigen bundesweit nicht einheitlich. Besonders stark ist der Osten Deutschlands betroffen, mit Mecklenburg-Vorpommern an der Spitze mit einer Steigerung von 4%.
Versorger müssen die Erhöhung der Gaspreise für 2022 mindestens 6 Wochen vorher schriftlich ankündigen. Kunden haben dann ein Sonderkündigungsrecht. Sie können den aktuellen Gasvertrag während der Laufzeit kündigen und zu einem günstigeren Gasanbieter wechseln.
Die Gaspreise erreichten im August 2021 den höchsten Wert seit 2006.
20.000 kWh kosteten im bundesweiten Schnitt bereits 1258 Euro. In der Grundversorgung wird der Rekordpreis von 1.515 Euro verlangt [Quellen: Verivox Gas/Check24 Gas]. Gaskunden, die wechseln wollen, sollten nicht zu lange warten, denn auch die steigende weltweit Gasnachfrage treibt den Preis weiter nach oben.
Bei einem Gasanbieterwechsel spart man im Schnitt 465 € im Jahr. Der Durchschnittliche Preis der 10 günstigsten Alternativversorger liegt bei 1.036 €. [Stand 09/ 2021]
416 Gasanbieter haben zum Jahresanfang die Gaspreise erhöht. Die Preiserhöhungen lagen bei 6,5%.
Die Preisunterschiede innerhalb Deutschlands sind groß. In Thüringen werden die mit 1.630 € die höchsten Gaspreise gezahlt, gefolt von Mecklenburg-Vorpommern 1.558 € und Sachsen [1.554 €]. Am wenigsten kostet Erdgas in Hamburg [1.382€], Schleswig-Holstein [1.431 €] und Bayern [1.440 €]
Was sparte ein Vergleich der Gaspreise 2021?
Der Preisvergleich beim Gas lohnte sich auch für 2021. Die großen Vergleichsportale meldeten kurz vor Herbstbeginn eine durchschnittliche Ersparnis von 436 € beim Wechsel des Gasanbieters [Gasverbrauch Einfamilienhaus 20.000 kWh aus der Grundversorgung]. Das entsprich 28% der Gaskosten.
Die Preisunterschiede innerhalb Deutschlands sind noch immer groß. In Schwerin spart die Musterfamilie fast 43% beim Gas vom Wechsel aus dem teuersten Tarif zum günstigsten seriösen Gasanbieter. Am wenigsten kann in Wolfsburg [136€ = 14%] gespart werden.
Ein Einpersonenhaushalt zahlt durch den Gasanbieterwechsel im Schnitt 136 € [28 %] im kommenden Jahr weniger.
Wie viel Sie an Ihrem Wohnort genau sparen können, erfahren Sie, wenn Sie im folgenden Rechner Postleitzahl und Verbrauch eingeben.
Stadt | Erpsparnis | |
---|---|---|
Gaspreise Berlin | 33,1% | 156 € |
Gaspreise Hamburg | 23,6% | 98 € |
Gaspreise München | 20,3% | 258 € |
Gaspreise Köln | 22,8% | 317 € |
Gaspreise Frankfurt | 36,1% | 179 € |
Gaspreise Stuttgart | 20,1% | 284 € |
Gaspreise Düsseldorf | 21,5% | 303 € |
Gaspreise Leipzig | 22,8% | 317 € |
Gaspreise Dortmund | 38,9% | 220 € |
Gaspreise Essen | 22,1% | 325 € |
Gaspreise auf dem Land teurer als in der Stadt
Die Gaspreise waren auch 2021 in den ländlichen Regionen häufig höher als in der Stadt. Grund sind höhere Netznutzungsentgelte, die zudem noch bei geringerer Einwohnerdichte auf weniger Personen verteilt werden müssen. Die Netzentgelte, die für Lieferung und Instanthaltung des Netzes verlangt werden, machen 28% des Gaspreises aus.
Der höchste Gaspreiseunterschied wurde in Mecklenburg-Vorpommern gemessen. Dort zahlt eine Familie [20.000 kWh] auf dem Land knapp 6% mehr als im städtischen Gebiet. Auch im Saarland [+4,6%], in Bayern [+3,8%] und Nordrhein-Westfalen [+3,8%] ist der Unterschied groß. Im Durchshcnitt der Bundesländer sind Gaspreise dem Land 1,2% teurer als in Städten. In Baden-Württemberg [-2,2%] und Schleswig-Holstein [-2,9%] sind die Gaspreise auf dem Land sogar güntiger als in den Städten.
Sie interessieren sich für die Entwicklung der Gaspreise ab 2020? Lesen Sie dazu unseren Artikel Turbulente Gaspreisentwicklung 2000 bis 2020